Das bio-psycho-soziale Modell: Ein ganzheitlicher Ansatz für Gesundheit und Wohlbefinden

Liebe Leserin und lieber Leser,
Hallo Epigenetik-Fan,
 

herzlich willkommen zur gemeinsamen Entdeckungsreise durch das faszinierende Thema des bio-psycho-sozialen (BPS-)Modells. In diesem Blogartikel tauchen wir in die Tiefen eines ganzheitlichen Verständnisses von Gesundheit und Wohlbefinden ein. Denn in einer Welt, in der wir zunehmend mit komplexen Gesundheitsproblemen konfrontiert sind, ist das Verständnis des BPS-Modells relevanter denn je. Es bietet einen Schlüssel, um die vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit zu verstehen und zu bewältigen. Ich denke, dass dieses Modell nicht nur für Fachleute in der Gesundheitsbranche von Bedeutung ist, sondern auch jedem Einzelnen neue Perspektiven für ein gesünderes und erfüllteres Leben bietet. Begleite mich daher nun gerne auf einer spannenden Reise von den Ursprüngen in der antiken Heilkunst bis hin zu den modernen Ansätzen der Gesundheitsförderung.

Eine Reise durch die Heilkunst: Vom antiken Griechenland zum bio-psycho-sozialen Modell

Beginnen wir mit einem Blick in die Vergangenheit der Heilkunst, um zu verstehen, wie sich unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickelt hat. Schon im Zeitalter der antiken griechischen Tempelmedizin folgten Ärzte nämlich dem Motto: „Zuerst heile mit dem Wort, dann mit der Arznei und zuletzt mit dem Messer.“ Dieser Ansatz, der bereits vor Tausenden von Jahren existierte und den man dem griechischen Halbgott der Heilkunst Asklepios (lat. Äskulap) zuschreibt, zeigt eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem heutigen BPS-Modell. Warum? Weil dieser antike Ansatz ebenfalls bereits eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und seiner Gesundheit zum Ziel hatte. Dass die damaligen Ärzte zuerst mit dem Wort heilen sollten, zeigt, dass ihre Behandlung nicht nur auf körperliche Symptome beschränkt war, sondern auch psychologische und soziale Aspekte mit ein schloss. Es gab also schon in der Antike ein tiefes Verständnis dafür, dass Gesundheit und Wohlbefinden von mehr als nur physischen Faktoren abhängen. Doch was geschah in der Zwischenzeit?

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Medizin weg von diesem ganzheitlichen Ansatz, insbesondere während der industriellen Revolution. Der Fokus verlagerte sich damals zunehmend auf die physischen Aspekte von Krankheiten und deren Behandlung, oft auf Kosten der psychologischen und sozialen Komponenten. 

Insbesondere die Trennung zwischen Körper und Seele, ein Paradigma, das maßgeblich von René Descartes geprägt wurde, leitete eine Ära ein, in der der Mensch eher wie eine komplexe Maschine betrachtet wurde. Diese Sichtweise bildete zwar die Grundlage für bahnbrechende Entwicklungen in der Bio-Medizin. Doch mit all ihren Erfolgen kam auch eine deutliche Einschränkung: Das Erleben des Menschen als denkendes, fühlendes Wesen, eingebettet in seine physiko-chemischen und sozio-kulturellen Umwelten, geriet in den Hintergrund.

In den 1970er Jahren begann sich das Blatt mit der Entwicklung des BPS-Modells durch George L. Engel Gott sei Dank wieder zu wenden. Dieser Ansatz strebte nämlich danach, das „Maschinenmodell“ der Medizin durch Einbeziehung psychologischer, sozio-kultureller und ökologischer Dimensionen zu erweitern. Im BPS-Modell wird Gesundheit als die Fähigkeit eines Menschen verstanden, Störungen auf verschiedenen Systemebenen autoregulativ zu bewältigen. Krankheit entsteht dann, wenn diese autoregulative Kompetenz überfordert oder unzureichend ist.

Dieses Modell beruht auf der Allgemeinen Systemtheorie von Ludwig von Bertalanffy und dem Phänomen der „Emergenz“, das zeigt, dass auf höheren Komplexitätsebenen neue Eigenschaften entstehen, die sich nicht einfach auf niedrigere Ebenen reduzieren lassen. 

Was meine ich damit? Lass uns hierzu einfach ein Orchester betrachten. Jedes Instrument im Orchester (entspricht einem Teil des Systems, z.B. einem Organ im Körper) spielt seine eigene Melodie. Doch erst wenn alle Instrumente zusammen spielen, entsteht die volle Symphonie (das entspricht dem gesamten Organismus oder dem Zusammenspiel von Körper und Geist). Diese Symphonie kann nicht allein durch das Betrachten einzelner Instrumente verstanden werden, sondern nur durch das Zusammenspiel aller Teile.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet diese Idee also, dass komplexe Systeme – wie der menschliche Körper und Geist – Eigenschaften entwickeln können, die mehr sind als die Summe ihrer Teile. Wir können nicht alles über die Gesundheit verstehen, wenn wir nur einzelne Teile wie Zellen oder Gedanken betrachten. Wir sind gefordert, das ganze System zu betrachten. Das BPS-Modell stellt hierbei eine Synthese aus biologischen, psychologischen und sozio-kulturellen Einflüssen dar und überwindet zudem die Dichotomie zwischen Körper und Seele.

Das erweiterte BPS-Modell, auch bekannt als die Theorie der Körper-Seele-Einheit, geht noch einen Schritt weiter. Es integriert die Leib-Seele-Identität von Spinoza und betrachtet seelische Phänomene als emergente Eigenschaften des biologischen Lebens. Hier wird jede seelische Regung – Gedanken, Gefühle, Handlungsimpulse – auch als physiologischer Prozess verstanden.

Um dir ein praktisches Beispiel zur Theorie der Körper-Seele-Einheit zu geben, nehmen wir als Beispiel einfach einen Mann, der Stress bei der Arbeit hat. Wenn er unter Stress steht (psychologischer Faktor), kann das zu körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen oder hohem Blutdruck führen (biologischer Faktor). Allein dieses einfache Beispiel zeigt, wie eng Körper (biologisch) und Geist (psychologisch) miteinander verbunden sind und wie sich psychische Zustände direkt auf den körperlichen Zustand auswirken können.

In Abbildung 1 siehst du das Modell zur Überwindung der Dichotomie von „Körper“ und „Geist“ des erweiterten BPS-Modells von G. L. Engel (1975/1976), modifiziert nach der Theorie der Organismischen Einheit („organic unity-theory“), auch „Theorie der Körper-Geist-Einheit“, als Zusammenfassung dargestellt, um dir alles besser vorstellen zu können.

Abbildung 1: Modell zur Überwindung der Dichotomie von „Körper“ und „Geist“ im erweiterten bio-psycho-sozialen Modell nach G. L. Engel (1975/1976), modifiziert nach der Theorie der Organismischen Einheit; auch „Theorie der Körper-Geist-Einheit“ (vgl. Egger, 2005, S. 7)

Missverständnisse rund um das bio-psycho-soziale Modell

Beim BPS-Modell gibt es einige häufige Missverständnisse, die es wichtig zu klären gilt. Man könnte leicht denken, dass dieses Modell einfach nur biologische, psychologische und soziale Aspekte additiv zusammenführt. Aber es ist viel mehr als das – es geht um die dynamische und untrennbare Verknüpfung dieser Elemente.

Ein typischer Irrtum ist die Annahme, dass „bio“, „psycho“ und „sozial“ drei getrennte Wirklichkeitsbereiche sind, die unabhängig voneinander existieren. Doch in Wahrheit sind diese Bereiche eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. „Bio“ umfasst nicht nur den physischen Körper, sondern alles Materielle, das messbar und beobachtbar ist. „Psycho“ bezieht sich auf die seelischen Phänomene, also alles, was mit Gedanken, Gefühlen und Handlungen zu tun hat. Und „sozial“ beinhaltet die physikalischen, chemischen, sozialen und kulturellen Bedingungen, die das Leben eines Menschen umgeben.

Diese Bereiche sind nicht nur einfache Teile eines Ganzen, sondern sie interagieren und beeinflussen sich in komplexer Weise. Ein Gedanke oder ein Gefühl ist also nicht nur ein psychologisches Ereignis, sondern auch ein biologisches, da es im Gehirn physiologische Veränderungen bewirkt. Ebenso kann eine soziale Situation, wie Stress am Arbeitsplatz, sowohl psychologische als auch biologische Auswirkungen haben.

Das BPS-Modell verlangt von uns, über die traditionelle Sichtweise hinauszugehen, die Körper und Geist als separate Entitäten behandelt. Es erfordert ein tiefes Verständnis davon, wie biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammenwirken, um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu formen. Es geht darum, den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen und zu verstehen, dass jede Veränderung in einem Bereich Auswirkungen auf die anderen hat. So wird Gesundheit zu einem dynamischen Prozess, der ständig im Fluss ist und durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aller Faktoren beeinflusst wird. Nachdem wir nun die historischen Wurzeln des Modells erkundet haben, wenden wir uns seiner modernen Anwendung und Bedeutung in der heutigen Medizin zu.

Die Bedeutung des bio-psycho-sozialen Modells in der Medizin

In der Medizin ist das BPS-Modell nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern ein entscheidender Schritt in Richtung einer umfassenden und ganzheitlichen Patient:innenbetreuung. Daher wird diese Auffassung in Österreich auch bereits seit den 1990er-Jahren in der akademischen Ausbildung und in der Fortbildung von Ärzt:innen umgesetzt. Die PSY-Diplom-Lehrgänge der Österreichischen Ärztekammer sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie medizinische Fachkräfte psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Kompetenzen erwerben können. Diese Fortbildungen sind entscheidend, um die medizinische Praxis um wichtige psychologische Wirkfaktoren zu erweitern.

Die praktische Umsetzung dieses Modells umfasst die „Simultandiagnostik“, bei der Daten aus körperlichen, psychologischen und lebensweltbezogenen Ebenen parallel erfasst und integriert werden. Daraus folgt die „Simultantherapie“, eine verschränkte, multimodale Behandlungsstrategie, die sich nicht nur auf die Patient:innen, sondern auch auf deren Lebenswelt bezieht. Dabei werden sowohl Risiko- als auch Schutzfaktoren auf verschiedenen Lebensdimensionen berücksichtigt. Dieses Vorgehen, vorgeschlagen von P. Hahn aus Heidelberg, erlaubt ein tieferes Verständnis von Krankheitsentstehung und Gesunderhaltung durch ein multidimensionales Modell, das sowohl pathogene als auch salutogene Faktoren berücksichtigt.

Obwohl diese Anwendungen des BPS-Modells in der Praxis nicht immer vollständig umsetzbar sind, ist das Streben danach wichtig. Es ermöglicht, die verschiedenen Informationen aus der Lebenswelt der Patient:innen für das Verständnis und den Umgang mit seiner gesundheitlichen Störung zu nutzen, was den wissenschaftlichen und praktischen Aktionsraum der herkömmlichen Medizin deutlich erweitert.

Ebenfalls aufschlussreich ist es meines Erachtens, in diesem Zusammenhang die aktuellen Entwicklungen in der Psychoneuroimmunologie (PNI) zu betrachten, wie sie von Experten wie Christian Schubert dargestellt werden. Zum einen betont Schubert, dass die Forschung in PNI und Psychotherapie, obwohl sie wichtige Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen Psyche und Immunsystem bietet, noch in den Kinderschuhen steckt. Zum anderen betont er, dass die meisten Studien zwar zeigen, dass psychologische und psychotherapeutische Interventionen immunologische Reaktionen auslösen können, sie aber oft die Frage offen lassen, wie genau diese Wechselwirkungen im Kontext des täglichen Lebens funktionieren. Auch ein renommierter Psychoneuroimmunologe wie Schubert findet daher, dass das BPS-Modell hier einen weiterführenden Rahmen bietet: Es ermöglicht nicht nur ein tieferes Verständnis der Verbindungen zwischen psychischen Zuständen und physischer Gesundheit, sondern integriert auch soziale Faktoren, was eine umfassendere Betrachtung der Gesundheit erlaubt.

Diese Sichtweise verdeutlicht die Notwendigkeit, über die Grenzen der traditionellen medizinischen Forschung hinauszugehen und ein ganzheitlicheres Verständnis von Gesundheit und Krankheit zu entwickeln, das alle Aspekte des menschlichen Seins einbezieht. Ich betrachte diese Entwicklung daher als einen unschätzbaren Wert für die Medizin der Zukunft. Die Integration der psychologischen Aspekte in die medizinische Behandlung stellt eine echte Synthese der verschiedenen Wissenschaften und Dimensionen dar. Es geht dabei nicht nur um die Behandlung von Krankheiten, sondern auch um die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden auf allen Ebenen des menschlichen Seins.

Leider gibt es in der Medizin immer noch viele Irrtümer und eine eingeschränkte Sichtweise auf das System Mensch. Nicht alle Mediziner:innen sind bereit, sich von der traditionellen „hardcore medicine“ zu lösen und das BPS-Modell vollständig zu „umarmen“. Dies ist teilweise verständlich, da es Zeit braucht, um ein neues Bewusstsein und neue Erkenntnisse zu entwickeln. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns von überholten Ansichten lösen und die Medizin in eine Richtung lenken, die den Menschen in seiner Gesamtheit betrachtet.

Das BPS-Modell, wie es heute verstanden wird, repräsentiert das aktuellste und umfassendste wissenschaftliche Rahmenwerk für die Humanmedizin. Es berücksichtigt nicht nur körperliche Aspekte, sondern auch seelische und soziale Faktoren und bietet damit eine ganzheitliche Sicht auf Gesundheit und Krankheit.

Schließlich ist es mir wichtig, klarzustellen, dass die wissenschaftliche Medizin nicht als „Schulmedizin“ missverstanden werden sollte (diesen Umstand merken auch Weiterentwickler dieses Modells wie der emeritierte Professor Egger von der Medizinischen Universität Graz immer wieder an), sondern als ein offenes, rational und ergebnisoffen angelegtes System, das ständig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und Verbesserungen ist. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zu alternativen oder esoterischen Medizinansätzen, die oft eine festgelegte, unveränderliche Sichtweise vertreten. In der wissenschaftlichen Medizin, insbesondere im Kontext des BPS-Modells, geht es darum, den Menschen in seiner vollen Komplexität zu verstehen und zu behandeln.

Das bio-psycho-soziale Modell und seine Rolle in der Gesundheitspsychologie und Salutogenese

Das BPS-Modell ist nicht nur in der Medizin von großer Bedeutung, sondern spielt auch eine zentrale Rolle in der Gesundheitspsychologie und Salutogenese. Diese Disziplinen betrachten Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Krankheit, sondern als dynamisches Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die das Wohlbefinden beeinflussen.

Die Gesundheitspsychologie konzentriert sich darauf, wie psychologische, biologische und soziale Faktoren zusammenwirken, um Gesundheit zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Sie folgt im Kern ebenfalls einer bio-psycho-sozialen statt einer bio-medizinischen Perspektive und sie hat sowohl die Förderung und Erhaltung der Gesundheit als auch die Untersuchung menschlichen Verhaltens angesichts von Erkrankungen zum Ziel. Das heißt, sie erkennt an, dass psychisches Wohlbefinden genauso wichtig ist wie körperliche Gesundheit. Ihre idealtypischen Ziele gleichen stark jenen, die mein Epigenetik-Coaching-Programm zum Ziel hat: ausreichendes Gesundheitswissen, Förderung der Gesundheitsmotivation, Unterstützung für adäquates Gesundheitsverhalten, aber auch eine gelenkte Beeinflussung in Richtung Lebensfreude, Friedfertigkeit und Konfliktlösekompetenz. Das BPS-Modell bietet hierfür den idealen Rahmen, da es die Wechselwirkungen zwischen diesen verschiedenen Ebenen berücksichtigt.

Ein Schlüsselkonzept ist auch die Salutogenese, die von Aaron Antonovsky entwickelt wurde. Hier spielt das „Kohärenzgefühl“, also das Gefühl, dass das Leben verständlich, handhabbar und sinnvoll ist, eine bedeutende Rolle. Denn Menschen mit einem starken Kohärenzgefühl können besser mit Stress umgehen und bleiben häufiger gesund.

Um dir das Konzept des Kohörenzgefühls besser zu verdeutlichen, nehmen wir zum Beispiel jemanden, der sich regelmäßig Zeit nimmt, um seine Prioritäten zu überdenken und sein Leben zu planen. Diese Person hat ein starkes Gefühl der Kontrolle über ihr Leben (Kohärenzgefühl). Sie weiß, was sie von ihrem Tag erwartet (Verständlichkeit), hat Strategien, um Herausforderungen zu bewältigen (Handhabbarkeit), und sieht einen Sinn in ihren täglichen Aktivitäten (Sinnhaftigkeit). Diese Faktoren zusammen tragen zu einem stärkeren Wohlbefinden und einer besseren Gesundheit bei.

Sowohl das BPS-Modell als auch die Salutogenese betonen beide die Bedeutung der Eigenverantwortung und des proaktiven Umgangs mit Gesundheit. Ein Ansatz, der meines Erachtens weit über die heilkundlichen Berufe hinaus genutzt werden kann und sollte. In Schulen, am Arbeitsplatz und in Gemeinden kann das BPS-Modell dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, das psychisches und körperliches Wohlbefinden fördert.

Generell spielt in der Gesundheitspsychologie und Salutogenese die Prävention eine entscheidende Rolle. Indem wir verstehen, wie unsere Gedanken, Gefühle und sozialen Interaktionen unsere Gesundheit beeinflussen, können wir Strategien entwickeln, um Krankheiten vorzubeugen und unser allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Dies kann durch gesundheitsfördernde Initiativen, Bildungsprogramme und die Schaffung von unterstützenden Umgebungen erfolgen.

Damit du die Synthese im bio-psycho-sozialen Gesundheitsbegriff noch besser verstehst, findest du hier in Abbildung 2 eine Übersicht der bereichsspezifischen Definitionen von Gesundheit und deren Synthese im bio-psycho-sozialen Gesundheitsbegriff.

Abbildung 2: Bereichsspezifische Definitionen von Gesundheit und deren Synthese im bio-psycho-sozialen Gesundheitsbegriff (vgl. Egger, 2005, S. 6)

Das bio-psycho-soziale Modell im Epigenetik-Coaching als ganzheitliche Herangehensweise

Das BPS-Modell bietet auch einen idealen Rahmen für ein Epigenetik-Coaching, da es alle Aspekte deines Lebens betrachtet: Biologische (deine Gene und körperliche Gesundheit), psychologische (deine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen) und soziale (deine Beziehungen und das öko-soziale Umfeld). Epigenetik-Coaching integriert aktuelle Erkenntnisse aus der Genetik und Gesundheitswissenschaft mit Einflüssen aus Umwelt, Lebensstil und psychischen Prozessen. Es beruht auf der Erkenntnis, dass genetische Ausprägungen durch individuelle Lebensgewohnheiten beeinflusst werden können, von Ernährung bis hin zum Stressmanagement.

Wie oben bereits erwähnt, ist das BPS-Modell im Epigenetik-Coaching auch eng mit der Gesundheitspsychologie und der Salutogenese verbunden. Es betont die Bedeutung von psychischem Wohlbefinden und einer positiven Lebenshaltung für die körperliche Gesundheit. Die Salutogenese, als Konzept der Gesundheitsförderung, unterstützt den proaktiven und präventiven Ansatz des Epigenetik-Coachings.

Ein wesentliches Ziel meines Epigenetik-Coachings ist es, die individuelle Verantwortung und Fähigkeit zur Gesundheitsförderung zu stärken. Es werden Bereiche identifiziert, die die genetische Expression positiv beeinflussen können, wobei Themen wie Ernährung, Bewegung, Stressmanagement und soziale Beziehungen im Vordergrund stehen. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, mit dem du für dich einen individuellen Gesundheitsplan entwickelst und zudem lernst, wie du ihn effektiv und nachhaltig umsetzt.

Zusammenfassend ermöglicht das Epigenetik-Coaching im Kontext des BPS-Modells also eine ganzheitliche Förderung der Gesundheit. Es betont die Bedeutung einer ausgewogenen Lebensweise und die Rolle des Einzelnen, durch bewusste Entscheidungen die eigene Gesundheit positiv zu beeinflussen. Dieser Ansatz reflektiert das Bestreben, nicht nur individuelle Symptome zu adressieren, sondern ein umfassendes, auf Prävention ausgerichtetes Gesundheitskonzept zu verfolgen. Dabei werden insbesondere die Prinzipien der Gesundheitspsychologie und Salutogenese genutzt, um ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.

Fazit

Ich hoffe, du hast nun einen tiefen Einblick in das BPS-Modell gewonnen und seine Bedeutung für ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit und Wohlbefinden erkannt. Wie du wahrscheinlich festgestellt hast, bin ich von diesem Modell überaus begeistert, denn es ermutigt uns, über die traditionelle Medizin hinauszudenken und es bietet uns zudem das aktuellste und umfassendste wissenschaftliche Rahmenwerk, das wir bislang für das Verständnis des System Mensch kennen

Ich danke dir fürs Mitlesen und hoffe, dieser Blogartikel inspiriert dich, deine Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen. Für weitere spannende Einblicke und praktische Tipps bleib dran – es gibt noch so viel zu entdecken!

Bis zum nächsten Mal – bleib gesund und proaktiv!

Dein Chris

 

 

Quellen:

Bertalanffy, L. V. (1984). General system theory: foundations, development, applications. New York, NY, Braziller.

Egger, J. W. (2005). Das biopsychosoziale Krankheitsmodell. Grundzüge eines wissenschaftlich begründeten ganzheitlichen Verständnisses von Krankheit. Psychologische Medizin, 16(2), 3-12.

Egger, J.W. (2015). Integrative Verhaltenstherapie und psychotherapeutische Medizin. Ein biopsychosoziales Modell. Wiesbaden: Springer.

Egger, J.W. (2020). Die Einheit von Körper und Seele. Die bio-psycho-soziale Perspektive auf Krankheit und Gesundheit. Baden-Baden: Deutscher Wissenschaftsverlag (DWV).

Engel G.L. (1977). The need for a new medical model: a challenge for biomedicine. Science 1977;196:129–36.

Schubert, C. (2015). Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie. 2. Auflage. Stuttgart: Schattauer.

Weiner, H. (2001). Auf dem Weg zu einer integrierten Medizin. In: Deter, H.-C. (Hrsg.): Psychosomatik am Beginn des 21. Jahrhunderts. Chancen einer biopsychosozialen Medizin. Bern: Huber.